B4 Weil Bildung jeden Cent wert ist: Investitionsoffensive jetzt!

Status:
angenommen

Trotz diverser Bemühungen wächst die Bildungsungleichheit in Deutschland auf ein demokratiegefährdendes Niveau. Deshalb braucht es eine massive Erhöhung der Bildungsausgaben und damit einhergehend einen radikalen Wandel in der Bildungspolitik.

Heute heißt Arbeit im und am Bildungssystem in Bayern vielerorts vor allem eines, nämlich Mangelverwaltung. Von der Kita bis zur Hochschule vom Berufsausbildungszentrum bis zur VHS finden wir zahlreiche Beispiele von Bildungsstätten mit undichten Dächern, fehlender oder veralteter technischer Ausstattung, versifften Toiletten und ausgefransten Lehrbüchern. Damit aber nicht genug, was in einem chronisch unterfinanzierten Bildungssystem zuallererst auf der Strecke bleibt, ist der Mensch. Was das bedeutet, sehen wir beispielsweise an nur zu vielen

Schulen in Bayern, schlechte Bezahlung, nicht mehr zeitgemäße Studiengänge und fehlende

Karriere Perspektiven überzeugen bereits seit langer Zeit zu wenige junge Menschen vom

Lehrer*innen-Beruf. Das Ergebnis sind katastrophale Betreuungsschlüssel, Unterrichtsausfall, Lehrkräfte, die Berge an Überstunden anhäufen oder durch unbezahlte Überstunden, die vielerorts als Selbstverständlichkeit gelten, ausgebeutet werden. Darum steht für uns an allererster Stelle die Forderung – Wer im Bildungssystem arbeitet, soll für jede geleistete Stunde auch angemessen entlohnt werden und am Ende mit einem Gehalt nach Hause gehen, der nicht nur gerade so für den Lebensunterhalt ausreicht, sondern tatsächlich auch der immens hohen Wichtigkeit der Bildungsarbeit einen entsprechenden Stellenwert beimisst. Darum fordern wir auch weiterhin, die Bezahlung nach A13 auf alle Schulzweige auszuweiten, um den Lehrer*innen aber auch den Schüler*innen kurzfristig an allen Schulzweigen den gleichen Wert beizumessen. Langfristig braucht es eine Abkehr vom dreigliedrigen Schulsystem und die Einführung der solidarischen Gemeinschaftsschule. Darüber hinaus müssen pädagogische, (fach-) didaktische wie auch rein fachliche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten geschaffen, ausgebaut und finanziert werden, um zum einen mit der Dynamik einer Zeit des stetigen Wandels Schritt halten zu können, zum anderen aber auch der Erwartungshaltung junger Lehrer*innen gerecht zu werden, auch im Lehrberuf stets auch selbst weiterlernen zu können, um tagesaktuelles Wissen vermitteln zu können. Doch denken wir in unserer Forderung für gute Arbeit im Bildungssystem freilich nicht nur an Lehrer*innen. Genauso soll das weitere Personal an Schulen und die Menschen, die in

Kindergärten und -tagesstätten, wie auch an den Hochschulen und Universitäten, oder eben im

Bereich der dualen Ausbildung mit ihrer Arbeit die Grundlage für alle Bereiche unserer Gesellschaft legen, entsprechend den vielfältigen und anspruchsvollen Herausforderungen, die der jeweilige Beruf mit sich bringt, entlohnt werden.

Neben der Finanzierung ausreichender und gut bezahlter Stellen über die gesamte bayerische Bildungslandschaft hinweg setzen wir uns ebenso für das, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, nämlich gute und funktionierende Infrastruktur an den Bildungsstätten Bayerns und das auf der Höhe der Zeit. Dazu gehört nicht nur, dass beispielsweise Sanitäranlagen in zumutbarem Zustand gehalten werden müssen und Abdichtungsarbeiten an Dächern auch ohne jahrelange Wartezeiten möglich sein müssen. Auch müssen kostenlos ausgegebene Lehrmittel zur Verfügung stehen, zu denen in einem zeitgemäßen Bildungssystem auch digitale Endgeräte zählen. Wir bestehen auf den Grundsatz der kostenlosen Bildung von der Kita bis zum letzten Abschluss und akzeptieren auch keine Gebühren durch die Hintertür in Form von Kopiergeld, Büchergeld oder Ähnlichem!

Ein weiteres Defizit im bayerischen Schulsystem ist der intentionale Mangel an Solidarität. Die zuvor angeprangerten Missstände treffen selbstverständlich nicht auf jede Bildungseinrichtung in Bayern zu. Es sind aber in vielen Aspekten lediglich vereinzelte “Leuchtturmprojekte” des Freistaats, in die dann zahlreiche Fördergelder fließen, während die breite Masse das Nachsehen hat. Das ist für uns zu wenig, wir wollen gute Bildung und gute Arbeit für alle und nicht nur für einige wenige Privilegierte, die dann als Feigenblatt dienen, um über die vielen Missstände hinwegzutäuschen.

Das jetzige Bildungssystem hinterlässt viele Probleme, die es zu bewältigen gilt. Diese Probleme sind jedoch systemischer Natur, sodass es einen radikalen Wechsel im Bildungssystem braucht, um an die Wurzeln der Probleme zu gehen. Wir fordern daher eine Lehrer*innenoffensive, die das Problem des Lehrkräftemangels bekämpft. In diesem Zusammenhang muss auch die

Lehrkräfteausbildung grundsätzlich verändert werden. Das Staatsexamen muss abschafft werden und eine Bachelor- und Masterausbildung mit freier Fächerwahl geschaffen werden, in die eine über Mindestlohn vergütete Praxisphase an Stelle des Referendariats tritt. Quereinsteiger*innen müssen vom ersten Tag an angemessen vergütet werden und Zugang zu pädagogischer und psychologischer Qualifikation bekommen, um nach abschließen der Fortbildung allen anderen Lehrer*innen gleichstellt werden zu können. Das dreigliedrige Schulsystem muss endlich durch das Modell der solidarischen Gemeinschaftsschule ersetzt werden, was unterschiedliche Bezahlungen und schultypspezifische Lehramtsausbildungen hinfällig machen wird. Mit Hilfe von mehr Personal und einem breiteren Angebot kann ein qualitativ besseres und besser auf das Individuum zugeschnittenes Lehren gewährleistet werden. Dazu braucht es eine bessere Ausstattung der institutionellen Lernumgebungen.

Neben dem Mangel an Geld, gibt es aber auch Probleme beim Beschaffungswesen. Dies hängt auch stark mit der föderalen Struktur des Bildungswesens zusammen. Mit dem Digitalpakt Schule stellte die damalige GroKo ein Budget zusammen für die Digitalisierung der Schulen.

Erstaunlicherweise bedurfte es damals einer Grundgesetzänderung, weil zum damaligen Zeitpunkt das Kooperationsverbot es der Bundesregierung verbot den Ländern für die Schulen Geld bereit zu stellen. Dieses Beispiel verdeutlicht, es braucht eine Abkehr vom föderalen Bildungssystem. Vom bereitgestellten Geld wurde bisher immer noch kaum was abgehoben, weil die Verfahren zu kompliziert und bürokratisch sind.

Lange hieß es in der Politik, es ist für diverse wichtige Vorhaben kein Geld da. Die AmpelRegierung hat gezeigt, dass es durchaus ausreichend Geld gibt, es braucht lediglich den politischen Willen, Projekte umzusetzen und zu finanzieren. Die Tatsache, dass innerhalb von kürzester Zeit ein Sondervermögen für die Bundeswehr auf den Weg gebracht werden konnte, zeigt dass mit genug politischem Willen auch eine ausreichende Finanzierung des Bildungssystems möglich ist.