F6 Sexualkunde reformieren, „Tag des Lebens“ abschaffen!

Status:
unbehandelt

Die neue Rechte hat es sich zur Aufgabe gemacht, den fortschreitenden Kampf für
Gleichberechtigung der LGBTIQA+-Community zum Ziel ihres Hasses und ihrer Hetze zu
machen. Jegliche Form der sexuellen Aufklärung wird tabuisiert und als Gefahr für das
Kindswohl gebrandmarkt. Dies ist nicht nur queerfeindlich, sexistisch und homophob –
sondern auch eine Gefahr für die körperliche und psychische Gesundheit vieler Menschen.
Eine frühe Aufklärung und Sensibilisierung ist für Schüler*innen von zentraler Bedeutung,
dafür muss diesem wichtigen Thema auch ausreichend Raum in der Lehrer*innenausbildung
gegeben werden.

Auch in den Schulen und dem Sexualkundeunterricht spiegelt sich dieser Stellenwert
gegenwärtig kaum wider. Es braucht eine Abkehr von Sexualität als Tabu-Thema und ein
reflektiertes Auseinandersetzen mit und Aufbrechen von Sexualisierung in unserer
gegenwärtigen patriarchalen Gesellschaft.

Die bayerische Staatsregierung hat mit der Einführung des „Tag des Lebens“ ein Format ins
Leben gerufen, das religiöser und sexistischer Propaganda gegen das Recht auf
Schwangerschaftsabbrüche eine Bühne in den Klassenzimmern des Landes bietet.
Sprecher*innen mit religiösem Hintergrund, in den allermeisten Fällen Gegner*innen des
Rechts auf Schwangerschaftsabbrüche, wird eine Bühne geboten, anstatt dass die Schulen
ihrem ausgewogenen Informations- und Aufklärungsauftrag nachgehen. Weltweit zeigt sich,
wie fragil die Rechte von FLINTA*s und LGBTQIA* Menschen sind – und Bayern steht
ebenfalls seit jeher in der ersten Reihe, diese Rechte klein zu halten. Für uns ist klar: Der
„Tag des Lebens“ muss unverzüglich abgeschafft werden!

Statt religiösem Fundamentalismus und einseitiger Einflussnahme auf Kinder und
Jugendliche fordern wir eine radikale Veränderung in der Sexualkunde in Bayern. Die Schule
hat einen Bildungs- und Erziehungsauftrag und ist daher dazu verpflichtet, Aufklärungsarbeit
zu leisten – unabhängig vom Standpunkt der Eltern zum Thema. Wir fordern einen
Sexualkundeunterricht aus einer feministischen Perspektive, der folgende Themen umfasst:
● Enttabuisierung von Sex, Sexualität, Gender, Geschlecht und Menstruation,
● Gleichwertigkeit aller LGBTQIA* Menschen, Menschen aller Geschlechter und
verschiedenen non-konformen Äußerungen von Sexualität und Geschlecht,
● Kritisches Hinterfragen des patriarchalen Familienbildes, Heteronormativität und
binärer Geschlechtsvorstellungen,
● Sensibilisierung für erlernte Geschlechterrollenbilder in einer patriarchalen
Gesellschaft, insbesondere die Rolle und Verantwortung von Männern in dieser und
Aufklärung über toxische Maskulinität
● Lernen über den menschlichen Körper, biologische Aspekte der Menstruation, sowie
biologische Reproduktionssysteme, deren spezifische Krankheitsbilder und
Gesunderhaltung,
● Prävention von sexualisierter Gewalt,
● Die Unabdingbarkeit und Etablierung von Consent („Ja heißt Ja“) bei
zwischenmenschlichen Handlungen.

Es müssen pädagogische Konzepte ernst genommen und weiterentwickelt werden, die
frühzeitig altersgerechte Sexualpädagogik in verschiedenen Schulfächern implementieren.
Eine Thematisierung im Religionsunterricht
1 oder durch Vertreter*innen religiöser Gruppen
lehnen wir entschieden ab. Es muss klar sein, dass die persönliche Entscheidung über einen
Schwangerschaftsabbruch nur betroffenen Personen obliegt und keine
Diskussionsgrundlage für andere darstellt.

Im Zuge der Enttabuisierung von Sexualität fordern wir, dass öffentliche Einrichtungen,
insbesondere Bildungsinstitutionenmenstruierende Personen unterstützen indem sie sowohl
eine erleichterte Krankschreibung ermöglichen als auch kostenlose Menstruationshilfsmittel
wie Wärmflaschen, Menstruationsprodukte, Wärmekissen, Wärmepads und Tapes, zur
Verfügung stellen.

Schulen sollen zudem Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt leisten und Betroffenen
mit Anlaufstellen zur Seite stehen können. Dafür soll an allen Schulen geschaffen werden:
● Safer Spaces für Frauen, Lesben, Inter, nicht binäre und trans (FLINTA*) Personen
sowie für queere Schüler*innen,
● Eine Anlaufstelle für betroffene Schüler*innen, die sexualisierte Gewalt, Mobbing,
Exklusion und sexistischer Sprüche in oder außerhalb der Schule durch
Mitschüler*innen, Eltern oder Lehrkräfte erleben mussten,
● Eine Integration der bewussten Auseinandersetzung mit geschlechterspezifischen
Rollenbildern, insbesondere die kritische Reflexion von Männlichkeitsbildern und
-dynamiken fächerübergreifend in den Unterricht.

Darüber hinaus fordern wir die Aufsetzung eines „Wehrhafte FLINTA*s” Programms. Den
FLINTA*-Schüler*innen soll ermöglicht werden zu lernen, wie man sich in verschiedenen
Bereichen wie Kampfsport, Rhetorik, etc. selbst verteidigen kann. Dabei soll auch dafür
sensibilisiert und herausgearbeitet werden, wie wichtig Solidarität untereinander für FLINTA*s ist.

Änderungsanträge
Status Kürzel Zeile AntragstellerInnen Text PDF
unbehandelt ÄF6-7 16 Jusos Schwaben

Zeile 16-20 streichen. Ersetzen durch: “Sprecher*innen, die Gegner*innen des Rechts auf Schwangerschaftsabbrüche sind, wird oftmals eine Bühne geboten, anstatt dass die Schulen ihrem ausgewogenen Informations- und Aufklärungsauftrag nachgehen.“

unbehandelt ÄF6-3 30 Unterfranken Z.30: Ersteze “Kritisches“ durch “kritisches“
unbehandelt ÄF6-4 34 Unterfranken Z. 34: füge hinter “ Maskulinität“ “, “ ein
unbehandelt ÄF6-5 38 Unterfranken Z.38f.: Ersetze “Gewalt,Die Unabdingbarkeit“ druch “Gewalt und die Unabdingbarkeit“
unbehandelt ÄF6-8 39 Jusos Schwaben

Zeile 39: Einfügen des Wortes „nur“ zwischen (und  Ja heißt Ja“)

unbehandelt ÄF6-9 41 Jusos Schwaben Zeile 41: Einfügen von:
  • Medizinisch sinnvolle und entstigmatisierte Aufklärung zur Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten, ihrer Prophylaxe und Behandlung durch medizinisch geschultes Personal. 
  • Aufklärung zu neuartigen, feministischen Verhütungsmethoden, wie beispielsweise der Vasektomie oder der Pille für den Mann und Beseitigung gegenwärtiger Irrtümer zu vermeintlich sicheren Verhütungsmethoden (Coitus interruptus, Verhütung durch Messung der Basaltemperatur, Knaus-Ogino-Methode, etc. pp.) durch medizinisch geschultes Personal.
unbehandelt ÄF6-6 44 Unterfranken
  • Z.44: Streiche \“1\“
  • Z.49: Ersetze \“Bildungsinstitutionenmenstruierende\“ durch \“Bildungsinstitutionen menstruierende\“
  • Z.49: füge hinter \“unterstützen\“ \“,\“ ein
  • Z. 50: füge hinter \“ermöglichen\“ \“,\“ ein
  • Z. 57: Ersetze \“Eine\“ durch \“eine\“
  • Z. 60: Ersetze \“Eine\“ durch \“eine\“
  • Z.63: Ersetze \“Wehrhafte FLINTA*s” Programms\“ durch \“Wehrhafte FLINTA*s”-Programms\“
unbehandelt ÄF6-1 45 Unterfranken Z. 45: Ersetze “Es muss klar sein…” durch “dabei muss klar sein…”
unbehandelt ÄF6-2 59 Unterfranken Z.59: Ersetze “durch Mitschüler*innen, Eltern oder Lehrkräfte“ durch “durch Mitschüler*innen, Eltern, Lehrkräfte oder andere Personen“