“Gendern ist zum Kotzen.”, so oder so ähnlich gerät das Gendern immer wieder unter Beschuss.
Gendern ist aber unserer Meinung nach besonders wichtig, um alle Gruppen in unserer Gesellschaft einzubeziehen, vor allem auch solche marginalisierte Gruppen, die durch das generative Maskulinum viel zu lange ausgeschlossen wurden. Eine inklusive Sprache ist deshalb Voraussetzung für eine gerechte Gesellschaft. Dass aber Sprache gelernt und reflektiert werden muss steht außer Frage. Dies lässt sich besonders gut in Bildungseinrichtungen umsetzen.
Gendern in der Schule
Bisher herrscht aber noch keine Einigkeit ob, und wenn ja wie gegendert werden soll. Um Schüler*innen und Pädagog*innen eine Hilfestellung zu geben wollen wir einheitliche verbindliche Richtlinien und Grundsätze diesbezüglich für alle Bildungseinrichtungen.
Unsere Forderungen lauten deshalb wie folgt:
Gendern wird in den Lehrplan aufgenommen. Gendern muss sowohl als übergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel gelten, als auch ganz konkret in einzelnen Fächern implementiert werden, als Kompetenz geübt (beispielsweise in Deutsch und allen Fremdsprachen), aber auch als Thema mit gesellschaftlicher Relevanz diskutiert werden (Deutsch, Ethik)
Gendern in Bildungseinrichtungen wird gefördert und darf unter keinen Umständen zu einer schlechteren Bewertung führen. Gleichzeitig wollen wir aber auch das fehlen von Gendern in Produkten von Schüler*innen nicht negativ bewerten. Ziel ist, auf Gendern und dadurch auf unsere vielfältige Gesellschaft hinzuweisen und ihre Akzeptanz zu fördern.
Das Geschlecht, als Charakter unterscheidendes Kriterium lehnen wir ab. Wir fordern viel mehr einen stärkeren Fokus auf Diversität. Das Geschlecht darf nicht durch Pädagog*innen überbetont werden und so zu größeren Differenzen zwischen den Schüler*innen führen. Denn diese Unterschiede münden schlussendlich auch in der Gesellschaft. Gerade im Sportunterricht wird aber stark zwischen zwei Geschlechtern unterschieden, das halten wir für unnötig. Geschlechtergetrennter Unterricht ist unserer Meinung nicht mehr zeitgemäß, da dies in keiner Weise die Geschlechtsidentität aller Menschen anerkennt. Weil wir im Allgemeinen auch gegen die Benotung im Sportunterricht sind,(ja grundsätzlich ganz gegen Benotungen durch Zahlen/ Ziffern) kann ein angenommenes unterschiedliches Leistungsvermögen nicht als Gegenargument gelten.
Um geschlechtergerechte Bildung zu ermöglichen ist auch die Verwendung von gegenderten Materialien wichtig. Hier sollen die Schüler*innen erste Erfahrungen mit dem Gendern machen und so daran gewöhnt werden. Die Lehrkraft dient hier als Vorbild und soll deshalb Texte in geschlechtergerechter Sprache verwenden. Bei der Auswahl von Schulbüchern soll in Zukunft Gendern als weiteres Kriterium gelten. Für Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche oder ohne ausreichende Sprachkenntnisse müssen Konzepte entwickelt werden, wie Gendern und gegenderte Texte vermittelt werden können.
Gendern in der Lehrer*innen Ausbildung
Da wir aber der Überzeugung sind, dass Lehrkräfte und Pädagog*innen selbst zuerst an das Gendern herangeführt werden müssen, fordern wir auch in der Lehrer*innenausbildung fundamentale Änderungen:
Ein Pflichtkurs, der von Studierenden aller Schularten besucht werden muss, in dem die Grundlagen des Genderns vermittelt und als Empfehlung für die spätere Lehrtätigkeit dargestellt werden. Auch die Dozierenden sollen sich durch Fortbildungen professionalisieren.
Die Reflexion der eigenen Lehrperson und die Evaluation der eigenen Stärken, Schwächen und
Fähigkeiten nimmt einen bisher zu geringen Teil der Ausbildung von Lehrkräften ein. In diesem
Bereich muss noch mehr Fokus auf die Reflexion und Überprüfung der eigenen Rollenbilder und Vorurteile gelegt werden. Es soll, wie zuvor angemerkt, eine Überbetonung von Geschlechtern und angenommenen Unterschieden vermieden werden. Dies ist nur möglich, wenn sich die Lehrkräfte über die dadurch transportierten Vorurteile im klaren sind und ihnen entgegenwirken können. Besonders die Auswahl geeigneter Materialien muss geübt werden.
Abschließend möchten wir nochmals die Bedeutsamkeit des Genderns als Ausdruck und Begrüßung einer inklusiven, diversen Gesellschaft betonen. Hier muss erneut betont werden, dass wir Gendern keineswegs als MUSS für alle ansehen, aber seine Verbreitung als begrüßenswerte Entwicklung. Auf eine allgegenwärtige Verwendung des Gendern hoffen wir perspektivisch.