D2 Wo ist Frank-Walter im Alter? - Gegen die Dienstpflicht

Status:
unbehandelt

Adressat*innen: Landeskonferenz der Jusos Bayern

Immer wieder kommt ein*e Politiker*in daher und meint, die Forderung nach einer Dienstpflicht für junge Menschen sei eine gute Sache. Zuletzt hatte diesen Einfall Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und auch wenn er wohl der ranghöchste Politiker mit dieser Idee ist, wird sie dadurch immer noch nicht richtiger. Argumente, die für eine Dienstpflicht ins Feld geführt werden, sind beispielsweise, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt immer schlechter werde, dass junge Menschen lernen müssten, dass es nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten gebe, dass eine Tätigkeit für die Gesellschaft einen Mehrwert für alle brächte. Die noch schlechteren Argumente geben sogar noch offen zu, dass mit einer Dienstpflicht zum Beispiel der Personalmangel in der Pflege behoben werden soll. Gesamtgesellschaftliche Probleme werden also auf junge Menschen abgeladen, Missstände, für die die Politik der letzten Jahre und Jahrzehnte verantwortlich ist, sollen durch den Zwang zum Dienst an der Gesellschaft kosmetisch überdeckt werden. Für uns ist klar: Das wird es mit uns nicht geben! Diese Idee ist völlig aus der Zeit gefallen und passt in keiner Weise zur Lebensrealität junger Menschen. „Grundschulabitur“, Leistungs- und Notendruck, immer mehr Hausaufgaben und vieles mehr, was für Schüler*innen Alltag ist, baut einen unglaublichen Druck auf und beansprucht einen Großteil ihrer Zeit.

Trotzdem engagieren sich viele junge Menschen ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen, Parteien und Jugendorganisationen. Der Vorwurf, junge Menschen interessieren sich nur für sich selbst und wenden sich von der Gesellschaft ab, ist also faktisch falsch. Noch deutlicher wird das beim Blick auf die hohe Zahl an die Freiwilligendienstleistenden, wie z. B. im FSJ. Die Möglichkeiten, freiwillig einen solchen Dienst an der Gesellschaft zu tun, bestehen also und sie werden auch genutzt. Hier gibt es auch viele Probleme, die gelöst werden müssten – beispielsweise die Frage danach, wie sich Jugendliche aus finanziell schlechter gestellten Familien einen solchen Freiwilligendienst leisten können. Genau dieses Problem würde mit einer Dienstpflicht noch größer. Sie würde eine

enorme finanzielle Belastung für viele Familien bedeuten und zugleich die finanzielle Unabhängigkeit von jungen Menschen noch weiter verschlechtern.

Genauso könnte man die Einführung einer Dienstpflicht für alte cis Männer diskutieren, da diese im Bezug auf ihre Lebenszeit weniger Care-Arbeit geleistet haben als FLINTA*. Wann übernehmen Männer, die über Jahrzehnte von der kostenlosen Care-Arbeit von FLINTA*-Personen profitiert haben endlich gesellschaftliche Verantwortung und leisten ihren Teil an reproduktiver Arbeit? Bisher hat niemand dieses Konzept ernsthaft vorgetragen – berechtigterweise. Als Jusos lehnen wir Dienstpflicht-Ideen für alle Menschen ab, weil sie keine sozialen Probleme lösen. Stattdessen wird einzelnen Gruppen die Verantwortung zugeschoben und ihnen die Selbstbestimmung genommen. Auch alte cis Männer sollten daher nicht zur Care-Arbeit gezwungen werden, ihnen soll aber stattdessen durch spezielle Angebote eines BFD oder FSJ die Möglichkeit gegeben werden, sich vor oder nach ihrem Renteneintritt, gesellschaftlich in bestimmten, geeigneten Bereichen zu engagieren

Änderungsanträge
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unbehandelt ÄD2-1 25 Jusos Unterfranken Füge ein: “Begründung”